Elternbrief des Kultusministers vom 13. Juli 2022
Sehr geehrte Eltern,
sehr geehrte Erziehungsberechtigte,
ein weiteres Schuljahr neigt sich dem Ende zu, Schülerinnen und Schüler in ganz Niedersachsen freuen sich auf die Sommerferien und sicher geht es vielen Eltern ganz genauso.
Denn auch das letzte Jahr war herausfordernd und anstrengend. Eine Parallelität der Krisen, wie wir sie derzeit erleben, ist beispiellos und stellt das Bildungssystem vor ungeahnte Herausforderungen und Belastungen. Ich spreche natürlich über die Corona- Pandemie und den Krieg gegen die Ukraine, aber auch über den Mangel an Fachkräften, der nahezu alle Branchen erfasst hat und auch vor den Bildungsbereich nicht Halt macht. Dennoch ist es gelungen, das Schuljahr 2021/2022 erfolgreich zu gestalten und zu einem echten Gewinn für die Schülerinnen und Schüler zu machen. Es war überall deutlich zu spüren, wie gut es den Kindern und Jugendlichen tut, gemeinsam zu lernen, angeleitet und unterstützt von ihren Lehrkräften, die eigene Peergroup um sich zu haben und einfach Heranwachsende sein zu können.
Im Kultusministerium werden wir die Sommerzeit nutzen, um uns weiter intensiv und bestmöglich auf die Herausforderungen des kommenden Schuljahres vorzubereiten – denn die sind größer denn je, daran besteht wohl kein Zweifel. Obwohl wir derzeit einen Höchststand von insgesamt 83.000 Lehrkräften in Niedersachsen verzeichnen können, ist die Decke der Unterrichtsversorgung immer noch zu kurz. Das hat verschiedene Ursachen, die in Umfang und Ausprägung noch vor wenigen Monaten niemand vorhersagen konnte.
Zum einen werden wir im kommenden Schuljahr voraussichtlich rund 32.000 Schülerinnen und Schüler zusätzlich an unseren Schulen haben – das sind beinahe doppelt so viele wie durch den zusätzlichen Schuljahrgang bei der Umstellung von G8 auf G9. Planbar waren hierbei lediglich die gestiegenen Geburtenzahlen, dazu kommen aber eine große Zahl an pandemiebedingt verschobenen Einschulungen und vor allem die vielen Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine, die bei uns Zuflucht vor dem weiterhin andauernden Kriegsgeschehen suchen. Sie willkommen zu heißen, ihnen ein gutes Angebot schulischer Bildung zu machen und sie auf ihrem Weg der Integration zu unterstützen, ist eine Selbstverständlichkeit, gleichwohl ist es eine anspruchsvolle Aufgabe.
Es sind also herausfordernde Zeiten, gar keine Frage. Wir lassen diese aber nicht einfach geschehen, sondern packen an und gestalten die Krisen. Oder anders ausgedrückt: Es ist so schwierig wie noch nie, aber wir machen auch so viel wie noch nie! Mit einem umfangreichen Paket zur Lehrkräftegewinnung haben wir bereits eine ganze Reihe an Maßnahmen auf den Weg gebracht. Und wir werden nicht nachlassen, sondern auch in den kommenden Wochen und Monaten mit kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen nachsteuern – auch im Einzelfall und auch noch in den ersten Wochen des neuen Schuljahres. Mir ist sehr bewusst, dass das die Planungen in den Schulen schwieriger macht, gleichwohl sind gesicherte Prognosen bezüglich der tatsächlichen Zahlen derzeit kaum möglich. Niemand kann mit Gewissheit sagen, wie sich z. B. die Situation in der Ukraine weiterentwickeln wird, ob es eher zu einem Rückzug der geflüchteten Menschen oder aber zu einem sprunghaften Anstieg der Zahlen kommt. Wir bereiten uns daher auf verschiedene Szenarien vor und werden den Schulen auch weiterhin flexible Handlungsoptionen an die Hand geben.
Das Ziel ist, die Schulen bestmöglich zu versorgen, damit die Schülerinnen und Schüler den vorgesehenen Unterricht erhalten, Ganztagsangebote stattfinden können und die Inklusion ausgestattet ist. Die Verlässlichkeit der Grundschulen liegt mir überdies besonders am Herzen, sie ist zentral für eine funktionierendes und berechenbares Familienleben. Daher richten wir den Fokus insbesondere auf die Stärkung unserer Grundschulen. Bei aller Herausforderung bin ich durchaus zuversichtlich, dass der Start ins neue Schuljahr 2022/2023 insgesamt gelingen wird. Wir werden auch die Sommerferien hindurch daran arbeiten.
Ein Thema, das derzeit ebenfalls wieder mehr Fahrt aufnimmt, ist der Umgang mit der Corona-Pandemie im kommenden Herbst und Winter. Ich bin sehr erfreut, dass man sich nunmehr auch auf Bundesebene weitgehend darüber einig ist, Schulen und KiTas verlässlich geöffnet halten zu wollen, das entspricht der Linie der niedersächsischen Landesregierung. Ob und welche Schutzmaßnahmen in den Einrichtungen notwendig und möglich sein werden, darüber gibt es derzeit noch keine gesicherten Erkenntnisse. Wir verfügen hier über einen Baukasten an bereits bekannten und bewährten Maßnahmen – welche davon gezogen werden, hängt von der Infektionslage, aber auch von der dann gültigen bundesgesetzlichen Regelung ab. Wir planen, Sie wie im vergangenen Jahr wieder etwa zwei Wochen vor Ferienende über das weitere Vorgehen zu informieren.
Ich wünsche Ihnen nun von Herzen eine angenehme Ferienzeit! Erholen Sie sich gut und widmen Sie sich Dingen, die Ihnen Freude bereiten! Für Ihre Unterstützung und Ihr vielfältiges Engagement in den Schulen bedanke ich mich herzlich und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit! Alles Gute für Sie und bleiben Sie gesund!
Mit freundlichen Grüßen
Mit freundlichen Grüßen
Grant Hendrik Tonne
Niedersächsischer Kultusminister