Realschüler im Funk-Kontakt mit Forschungsstation in der Antarktis
Projektwoche zur Agenda 2030: Klimawandel, Ernährung und soziale Ungleichheit als Themen
Calberlah. Mit dem anderen Ende der Welt trat am Dienstag Calberlahs Realschule in Kontakt. Der Wolfsburger Ortsverband des Deutschen Amateur-Radio-Clubs ermöglichte einigen Jugendlichen ein gut 45-minütiges Interview per Funk mit der Besatzung der Forschungsstation Neumayer III in der Antarktis. Die Aktion war Teil der Projekttage zur Agenda 2030.
Wie groß ist die Station? Hat jeder ein eigenes Zimmer? Und ganz wichtig: Wie ist da denn das Internet? – das waren nur einige Fragen, die den Schülerinnen und Schülern unter den Nägeln brannten. Die Station sei 24 mal 48 Meter groß und verfüge über drei Etagen, eine davon unterhalb der Schneedecke. In den Wohn- und Arbeitsbereichen herrschten T-Shirt-Temperaturen von 18 bis 20 Grad, draußen satte minus 30, berichteten die Forscher. Und ja, von der Winterbesatzung hat jeder ein Zimmer für sich. Im Sommer dagegen müsse man sich schon mal zu viert eines teilen.
2019 habe man bereits ein ähnliches Funkprojekt gemeinsam realisiert, sagte Jürgen Koch. Der Vizevorsitzende des Wolfsburger Ablegers des Deutschen Amateur-Radio-Clubs freute sich, die während der Pandemie eingeschlafene Kooperation mit Calberlahs Realschule nun wiederzubeleben. Man habe das Interview der Schülerinnen und Schüler offiziell angemeldet und von der Forschungsstation ein Zeitfenster von 45 Minuten erhalten. Solche Aktionen klappten erfahrungsgemäß besser im derzeitigen Polarwinter, denn „in den stockfinsteren Nächten haben sie dort mehr Zeit dafür“, sagte Koch. Für die Jugendlichen sei es eine „wunderbare Erfahrung“, zudem lernten sie Grundlagen der Physik und Elektronik kennen. „Und für unseren Verein ist es natürlich auch Nachwuchswerbung“, erklärte Koch.
Zurück zum Interview. Wie bleibt die Station eigentlich stehen? Was verdient man? Wie sieht die Freizeit aus? Und was passiert mit dem Abfall? Die Station stehe auf Beinen wie ein Tisch. Allerdings nicht vier sondern 16. Zusätzlich würden im Untergeschoss Stahlplatten seitlich gegen den Schnee gepresst, erklärten die Forscher. Da alle über Universitäten beschäftigt sind, erhalten sie Tariflohn plus etwaige Zulagen. Typische Zeitvertreibe nach Feierabend seien Lesen, Filme gucken oder nach draußen gehen. Denn trotz der Kälte sei die Antarktis im Polarwinter „sehr beeindruckend“. Der Müll werde gesammelt, sortiert, aus Platzgründen teils geschreddert und dann in Gänze in Containern verschifft und der regulären Entsorgung zugeführt. „Wir lassen nichts hier“, versicherten die Forscher den Jugendlichen.
Organisiert hat die Projekttage zur Agenda 2030 Maike Engelbach. Den Kontakt zu den Wolfsburger Funkern Jürgen Koch, Dr. Hanno Rabe und Florian Meißner stellte für die Realschule Steffen Jauch her. Das Interview per Funk passe prima zu den Projekttagen, erklärte Engelbach. Denn die Forschungsstation Neumayer III in der Antarktis befasse sich ja auch mit den Folgen des Klimawandels. „Und es ist einfach irre spannend über viele Tausend Kilometer zu funken“, sagte sie. Man nutze dafür einen Amateurfunksatelliten über Afrika, der ein Gebiet von der Westküste Südamerikas bis nach Indien abdeckt, erläuterte Koch.
Neben dem Funken mit der Antarktis boten die Projekttage zur Agenda 2030 vieles mehr. So setzten sich die Jugendlichen etwa mit Plastikmüll in den Weltmeeren, Biodiversität, umweltbewusster Ernährung durch regionale und saisonale Produkte oder auch sozialer Ungleichheit auseinander. Sie legten Hochbeete im Schulgarten an, entwarfen Tiny Houses und spielten Theater. Ein Musikprojekt fasste jedes Projekt in einer individuellen Klangfolge zusammen, zum Beispiel Vogelgezwitscher für den Schulgarten. „Wir wollen die Schülerinnen und Schüler für die Fragen der Agenda 2030 sensibilisieren“, sagte Engelbach. Und unterstützt durch die Wolfsburger Funkamateure richtet die Realschule übrigens schon bald eine eigene Funkstation ein.