So hilft Schulhund Riley an der Realschule Calberlah beim Lernen

Die Realschule Calberlah hat einen ganz besonderen Pädagogen im Einsatz: Riley ist drei Jahre alt und ein Golden Retriever. Die AZ hat sich angeschaut, was der Schulhund alles kann.

 

Pausen sind selten still. Im Erdgeschoss machen Handwerker Radau, im Treppenhaus schreien Kinder vergnügt. Riley lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Er trottet tiefenentspannt und Schwanz wedelnd Seite an Seite mit Frauchen Alexandra Hauschild zu seinem nächsten Einsatz. Zu tun gibt es für den Schulhund der Realschule Calberlah immer etwas. Jetzt hat das Duo eine weitere Zusatzausbildung hinter sich – und ist damit sogar fit für die Inklusion.

Viele Hunde haben Tennisbälle oder Stöcker als Lieblingsspielzeug. Riley kann es kaum erwarten, einen fußballgroßen Schaumstoffwürfel in Bewegung zu bringen. Damit legt der Vierbeiner fest, welche Arbeitsgruppe der Klasse jetzt an der Reihe ist – und die Lehrerin ist fein raus. Denn der einer Bevorzugung eher unverdächtige Hund hat ja die Entscheidung getroffen.

In der Nach-Pausen-Rushhour durch die Schule zu trotten ist für Riley kein Problem. „Er kann über den Flur gehen, und es kommen 100 Kinder angelaufen – das kratzt ihn nicht“, sagt Hauschild. Allerdings gilt die Regel: Streicheln ist dann nicht, dafür gibt es Termine. Riley soll nicht überreizt werden, er hat seinen nächsten Einsatz vor der Nase. Und vor allem will Frauchen auch mal am Ziel ankommen.

Hauschild demonstriert in einem Klassenraum eine weitere typische Aufgabe des Hundes. Er liegt auf einer Decke, ein Mädchen setzt sich mit einer Mappe zu ihm. Vor allem Kindern mit Lampenfieber soll er helfen. „Der Hund lacht nicht, er hat keine Vorurteile“, sagt Hauschild. Deshalb lesen unsichere Kinder einfach ihm vor – und vergessen dabei die Klasse als restliches Publikum.

„Es gibt Kinder, die sind unruhig“, sagt Hauschild. Genau zu diesen gehe Riley zielstrebig, und nun kommt das Streicheln ins Spiel. Die Kinder kraulen den Hund und kämen dabei zur Ruhe.

Schulhund Riley hat bereits zwei Ausbildungen absolviert

Das alles kann Riley schon lange. Bereits 2019, praktisch selbst noch als „Kind“, habe er eine Schulhund-Ausbildung über mehrere Wochenenden absolviert. Zwischen März und Juli dieses Jahres nun haben er und Frauchen an vier Wochenenden eine weitere Ausbildung gemacht, nämlich zum Besuchshund.

Wer lernt mehr: Hund oder Frauchen?

Die zusätzliche Ausbildung zum Besuchshund für Schulhund Riley von der Realschule Calberlah beinhaltete laut Frauchen und Lehrerin Alexandra Hauschild auch Elemente des Wesenstests. Doch ein wesentlicher Bestandteil der vier Wochenenden drehte sich um Hauschild. „Der Mensch wird ausgebildet“, sagt das Frauchen. Es gehe nämlich auch darum, dass der Halter und die Halterin den Hund einschätzen und seine Körpersprache lesen lernen.

 

„Der einzige, der keinen Bock haben darf“

Mit einer Mappe Aufgaben verteilen will Riley heute nicht. Das ist für Hauschild auch in Ordnung, der Schulhund ist keine Maschine und auch kein Zirkustier. „Er ist der einzige im Klassenraum, der keinen Bock haben darf.“ Damit lernten die Kinder auch Rücksicht und Empathie.

Jetzt geht auch Riley in die Ferien, danach kommt wieder eine wichtige Aufgabe auf den Rüden zu. In „Rileys Reise durch Europa“ sollen die Kinder Sehenswürdigkeiten der Länder des Kontinents spielerisch im Schultheater kennen lernen. Auch hier sorgt der Schulhund für Entspannung und gibt dem Lampenfieber keine Chance. „Wenn Riley da ist, gehen die Kinder auch auf die Bühne.“ So einen Auftritt muss Riley nicht mehr lernen, da ist der Golden Retriever ein alter Hase. Beim Weihnachtsstück 2019 war er Knecht Ruprecht.

Aus: Aller Zeitung vom 26.07.2021 (Von Dirk Reitmeister)